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radreisen
in Vorbereitung: 3onTour!
ali ist erreicht

  
China
9. September 2000

ali ist erreicht

“leiden ist der ursprung des daseins!”(1)

2850 km, ali (CHINA)

es ist schwer zu beschreiben, wie es ist wenn man nach drei extremen wochen ausser sich vor freude in eine stadt einradelt, die man unter normalen umstaenden nicht einmal ignorieren wuerde.

Aber essen, trinken, ein gewisser luxus ist da und das geniessen wir sehr. Ali ist die hauptstadt von westtibet, ein gebiet so gross wie Deutschland aber fast unbewohnt, und hat rund 5000 einwohner. Touristen gibts so gut wie keine, das geldwechseln dauert 2 stunden, es gibt kein fliessendes wasser, kein klo in den unterkuenften, alles ist hier noch sehr abenteuerlich, auch wenn die stadt stark expandiert und relativ modern ist. Die kuerzesten verbindungen zur aussenwelt sind mind. 1200 km staub- und schlammpisten, alles muss hierher ins “middle of nowhere” gebracht werden. Unglaublich.

Viel, sehr viel ist seit kaschgar passiert. Vor der weiterreise aus kaschgar besuchten wir noch den woechentlichen sonntagsmarkt. Wie in den alten zeiten der antiken seidenstrasse kommen woche fuer woche an die 70 000 menschen zusammen und kaufen und verkaufen alles erdenkliche. Der groesste teil besteht aus einem riesigen basar, wo getrennt nach sparten verkauft wird. Holz, metal, alle arten von kleidung, fleisch, gemuese, etc. am beeindruckendsten war fuer mich allerdings der grosse viehmarkt. In einem riesigen geviert draengten sich tausende menschen, pferde, kuehe, schafe, huehner etc. durch 2 eingaengen draengten immmer mehr menschen mit ihren tieren hinein. Es wurde hart gefeilscht, die sonst so ruhigen asiaten schlugen sich die nase blutig, sei es wegen eines stellplatzes oder wegen preise. Stiere und esel zuckten aus… toll!

Nach kaschgar waren wir noch 250 km entlang der seidenstrasse unterwegs, am suedluchen rand der grossen takla makan wueste, bis yecheng. Dann kam fuer uns die grosse abzweigung richtung ali – westtibet. Die strasse, einer der hoechstgelegenen strassen der welt, fuehrt 1100 km durch praktisch unbewohntes, komplett einsames land! Waere nicht die chines. Armee, waere die strasse wohl nicht so schnell gebaut worden. Neben dem zelt als wichtigstes quartier, hausten und speisten wir auch in armeeelager und den strassenmeistereien, so alle 100 km gabs da eine gelegenheit. Die strasse fuehrt ueber das aksai chin plateau, ein gebiet staendig ueber 5000 meter, das so abgelegen und einsam ist, dass die chinesen jahrelang an dieser strasse bauten, ohne dass indien merkte dass das plateau eigentlich zu ihrem staatsgebiet gehoert (deswegen fuehrten die beiden staaten auch einen unsinnigen grenzkrieg 1962, seitdem ist es ein sensible grenzregion).

Die qualen der tour kann ich sehr schlecht beschreiben: vor allem die strassen sind eine einzige katastrophe!! Brutale wellblechpiste ohne auswegmoeglichkeit, geroellfelder, matsch oder tiefer sand. Oft ist die durchschnittsgeschwindigkeit unter 4 kmh!. Zwei rekorde: mit dem rad 30 stunden fuer 2 km (an beiden bremsen und bei den zahnkraenzen kleben jeweils 2 kilo matsch, da wird das schieben unmoeglich) und 48 stunden fuer 4 km mit dem LKW, wegen matsch. Wenn man 24 stunden im lkw sitzt und 100 meter schafft wird alles so surreal und zeit und geschwindigkeit irrelevant.

Markus und ich waren auch beide jeweils krank, 10 bis 15 kilo haben wir wohl beide abgenommen, unsere lippen sind aufgrund von sonne und hoehe ganz eitrig geworden. Hier in ali sind wir wohl die ersten die einen internetzugang gefunden haben, inoffiziell bei der china telecom, die sehr freundlich uns nach drei tagen hartnaeckigen ugieren nun mails schreiben lassen. Leider haben wir kaum zeit, das mail ist deswegen chaotisch und komplett unvollstaendig. Markus ist auf jeden fall ein super kumpel und die reise in allen belangen ein wahnsinn. Vieles ist kaputt gegangen und alles ist repariert worden.

Jetzt warten noch 1300 km piste bis kathmandu, mit etlichen tibetanischen hoehpunkten, unter anderem der kailash. In kathmandu gibts dann alles ausfuehrlicher und relaxter, schreibt mir, ich freu mich ueber viel post.

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(1) von dostoijwski

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