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Peru 1 - Der Norden

  
Perú
4. Dezember 2013

Peru 1 - Der Norden

La Balsa (Grenze Peru) - San Ignacio - Bellavista - Bagua Grande - Chachapoyas - Balzas - Celendin - Cajamarca

7607 km, Cajamarca

Der Unterschied kann nicht grösser sein. Dabei habe ich es genau umgekehrt erwartet.

Ein kleiner Feldweg, extrem steil, unbefestigt führt ganz im Südzipfel von Ecuador hinunter zum Rio Calvas, der die Grenze zu Peru markiert. Kein einziges Fahrzeug begegnet uns auf diesem abgeschiedenen Weg von Zumba nach La Balsa. Auf der anderen Seite in Peru jedoch - bester Asfalt, doppelspurig und eben.

Dieses Bild dreht sich aber sehr schnell ins (erwartete) Gegenteil um. Fürs erste bekommen wir 6-Monate-Peru-Visa in unsere Pässe gestempelt - über die wir sehr froh sind. So haben wir für das riesige und bergige Peru sicher genug Zeit. Im ersten Ort Namballe aber, 6 Kilometer nach der Grenze, endet der Asfalt. Dreckige, holprige Wege ziehen sich durch den kleinen Ort. Die Lebensmittelgeschäfte sind von aussen nicht unbedingt als solche zu erkennen. Kühlschränke (und Licht) drinnen sind rar. An das müssen wir uns erst gewöhnen. Es ist aber auch um einiges billiger als in Ecuador. Unsere erste Bleibe kostet dann auch nur 4 Euro.

Alles ist neu

Die Peruaner zeigen sich um einiges neugieriger als je zuvor. Kinder greifen sogar manchmal auf die Räder. Und starren uns ungeniert aus nächster Nähe an. Wir werden leider sehr oft als "Gringo" angesprochen. Auch wenn ich merke, dass sie uns freundlich gesinnt sind, halte ich das nur schwer aus. Aber im grossen und ganzen sind die Peruaner hier im Norden ausgesprochen freundliche und sehr nette Menschen. Wir fühlen uns sehr wohl.

Auf dem Weg nach San Ignacio, der ersten peruanischen Stadt auf unserem Weg, treffen wir wieder ein Radlerpaar. Diesmal aus Norwegen, mit denen wir zusammen ein Mittagessen einnehmen und mit denen wir uns sehr gut verstehen. Schade, dass Anders&Birgit ([pgj:externalLink href="http://lynvingen-blogg.blogspot.com/" label="Webseite"]) in die gegengesetzte Richtung unterwegs sind.

Weiter geht`s bergauf, bergab. Die paar Orte entlang der Strecke sind sehr klein und haben versorgungsmässig für uns nicht allzu viel zu bieten. In San Ignacio sehnen wir uns nach etwas anderem als Reis mit Hühnchnen. Doch der einzige Chifa (chinesisches Lokal) der Stadt hat geschlossen. So kochen wir selbst Nudeln. Denn ich merke, dass ich mehr Kohlenhydrate zu mir nehmen muss, als die kleinen Menüs in den Lokalen bieten. In der Nacht dröhnt eine Disco bis 4 Uhr in der Früh. Der dumpfe Bass lässt die Wände vibrieren...

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Riksha in Bagua Grande (Amazonas, Peru, November 2013)
Riksha in Bagua Grande (Amazonas, Peru, November 2013)


Die nächsten 70 Kilometer sind Schotterpiste. Bei der grossen Abfahrt hinunter zum Rio Chinchipe fängt es zu regnen an und verwandelt die Strasse innerhalb von Minuten in eine glitischige, seifige Piste. Nur langsam geht`s deshalb bergab. Schliesslich landen wir unten auf nur 500 Höhenmetern! Es ist schwül, die Landschaft grün. Noch kämpfen wir gegen Matsch und Gatsch. Doch dann fängt der Asfalt wieder an, und bei Tamborapa finden wir eine sehr einfache Hospedaje.

Auf der Strecke nach Bagua Grande dominieren sanfte Hügel und grosse Reisfelder und -terrassen. Ich hätte nicht vermutet, dass hier so viel Reis angebaut wird. Aber die Landschaft ist nicht sonderlich verbaut und sehr nett. Vor Bellavista verlassen wir die Hauptstrasse. Und radeln eine staubige Piste zu eben diesem Ort. Lokal finden wir dort vorerst keines. So kaufen wir mühsam Brot, Gemüse, Thunfisch und Cola für unser Mittagessen zusammen. Dann geht´s weiter auf noch schmälerem Weg zum Rio Maranon. Ein kleines Boot dient Fussgängern, Motorradfahrern und eben uns Radfahrern als Fähre hinüber ans andere Ufer. So haben wir eine nette ruhige Strecke, die uns den Umweg über Jaen auf der Hauptstrasse erspart. Dann geht es eine gefühlte Ewigkeit eine schnurgerade Schotterpiste entlang, bis wir endlich die Haupstrasse erreichen. Es ist Mittagszeit, die Sonne brennt erbarmungslos hinunter. Ob der geringen Höhe ist es sauheiss. Bine und ich retten uns in den Schatten und trinken eine eiskalte Gaseosa. Die letzten 25 Kilometer nach Bagua Grande sind aber zum Glück leichter als erwartet. Auch hier hat der einzige Chifa geschlossen...

Chachapoyas

Dann wird´s landschaflich wieder richtig schön. Das Tal hinter Bagua Grande wird zunehmend schmäler. Die Reisfelder verschwinden. Auf beiden Seiten gibt´s nun steile Berghänge. Ausser der Strasse und dem Rio Utcubamba ist im Tal sonst kein Platz mehr. Manchmal führt die Strasse unter überhängenden Felsen hindurch. Und der Fluss rauscht mit beachtlicher Kraft an uns vorbei. Wieder treffen wir einen Radler - Krystof aus Belgien. In Pedro Ruiz klappt das mit dem Chifa wieder nicht. Aber ein kleiner Strassenstand verkauft Hühnerspiesse, die aber wirklich hervorragend sind. Nach einer weiteren lauten Nacht dort biegen wir von der Hauptroute, die in den Amazonas führt, ab und radeln immer leicht ansteigend nach Chachapoyas. Die Landschaft ist atemberaubend. Extrem steile Berghänge auf beiden Seiten des schmalen Tales. Toll! Die letzten 15 Kilometer führen aus dem Tal hinauf über den Berghang nach Chachapoyas. Eine kleine, sehr schöne Kolonialstadt rund 500 Meter über dem Tal. Auffallend auch hier ist die geringe Anzahl von privaten Fahrzeugen, dafü umso mehr Motorradrikschas, Collectivo-Taxis und einfache Bussen. Das Klima auf rund 2.500 Meter Seehöhe ist wieder angenehm kühl. Wir gönnen uns für knappe 10 Euro ein nettes Hostal direkt am Parque Central. Sehr schön! Das Konzert auf eben diesem Platz während der ersten Nacht dauert bis 2 Uhr früh. Naja...

Wir feiern am nächsten Tag ausgiebig den Geburtstag von Bine. Mit selbstgemachtem Frühstück, ein paar Geschenken. Einem guten Mittagessen, einem noch besseren Abendessen. Und natürlich mit Cuba Libre (eigentlich Nica Libre) und lecker Bier, das es hier in Peru sogar in den praktischen 650 ml Flaschen zu kaufen gibt...

Natürlich besuchen wir auch das "nahegelegene", berühmte Kuelap. Eine historische Stadt der Chachapoyas, hoch oben in den Bergen. Dazu buchen wir eine Tour inklusive Bus und Guide von Chacha aus. Ein paar andere Gringos sind ebenfalls in dem Auto, das sich dann 2 Stunden eine kleine, schmale Piste hinauf auf 3.000 Meter schraubt. Dort oben liegt dann Kuelap.

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Einer der drei Eingänge zur Stadt Kuelap (Amazonas, Peru, November 2013)
Einer der drei Eingänge zur Stadt Kuelap (Amazonas, Peru, November 2013)


Dank dem guten Guide - der leider nur Spanisch spricht - kriegen wir natürlich um einiges mehr mit. Kuelap ist ähnlich wie Machu Picchu eine befestigte Stadt hoch oben in den Bergen. Allerdings keine Stadt der Inka, sondern eine der Chachapoyas. Das gesamte Fundament oben am Bergkamm wurde künstlich geschaffen. Aufgrund der Fläche von rund 600 Metern mal 100 Metern eine unglaubliche Leistung. Im Gegensatz zu den Inkas bauten die Chachapoyas Wohnhäuser nicht mit einem eckigen sondern runden Grundriss. Alles in allem eine wirklich beeindruckende Anlage.

Nach einem 3-tägigen Chacha-Aufenthalt geht's dann mit dem Rad wieder die ganzen 500 Höhenmeter hinunter ins Tal. Und dann weiter durch wunderschöne Landschaft talaufwärts nach Leymebamba, das uns wegen Durchfall für einen Tag hält.

Spektakuläre Bergstrasse nach Celendin

Nun beginnt die kleine Bergstrasse rüber nach Celendin und weiter nach Cajamarca, auf die ich mich schon lange freue. Das Sreckenprofil ist simpel: 1.400 Höhenmeter hinauf, 2.600 Höhenmeter hinunter, 2.500 Höhenmeter hinauf und weitere 1.500 Höhenmeter nach Cajamarca. Die Strasse ist einspurig - ob Piste dabei ist wissen wir nicht. Was wir allerdings in Erfahrung bringen konnten: die Strasse ist an einer Stelle weggespült, und daher schon seit einigen Wochen für Fahrzeuge nicht passierbar. Es soll aber einen kleinen, steilen Pfad geben, der diese Stelle für Buspassagiere umgeht. Auf der anderen Seite wartet dann angeblich ein Anschlussbus. Es sollte also für uns machbar sein, die Räder und Gepäck irgendwie über die Hangrutschung zu bringen. Mal sehen.

Bei bestem Wetter steigen wir langsam das schmale Asfaltband hinauf. Es macht Spass. Die Landschaft wird einsamer, und nach so rund 500 HM sehen wir ganz oben und weit weg "unseren" ersten Pass. Nachmittags zieht es zu, es donnert rundherum. Ausserdem ist Bine schon sehr geschafft. Sie fühlt sich nicht gesund, und ob der grossen Anstrengung weint sie. Das gehört auch zum Radreisen. Wir suchen eine Kampiermöglichkeit, aber die Hänge sind zu steil. So radeln wir noch weitere 2 Stunden, und ganz knapp unterhalb des Passes finden wir einen guten Platz für unser Zelt.

Der Morgen ist wolkenlos. Ganz oben am Abra Barro Negro (3.580 m) haben wir einen grandiosen Blick auf die andere Seite der Bergkette. Ein tiefes, steiles Tal tut sich vor uns auf, dahinter Bergketten so hoch wie wir momentan sind. Wahnsinn! Eine 2.600 Meter und 60 km lange Abfahrt hinunter nach La Balzas steht uns bevor. Die Strasse ist durchwegs asfaltiert. Das Gefälle ist gering. Schon nach 8 km erreichen wir die weggerutschte Strasse. Nun beginnt eine regelrechte Tortur. Unser gesamtes Gepäck samt Rädern schieben, hieven, zerren wir einen schmalen, steilen Pfad hinauf. Überqueren 2 Bäche um danach mit irrsinnigem Aufwand alles wieder den schmalen, rutschigen Weg hinunter zur Strasse zu bringen. Nach 2 Stunden haben wir`s geschafft. Müde, genervt aber froh, drüber gekommen zu sein.

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Bine auf dem Weg hinunter nach Balzas - Strasse Leimebamba-Celendin (Amazonas, Peru, November 2013)
Bine auf dem Weg hinunter nach Balzas - Strasse Leimebamba-Celendin (Amazonas, Peru, November 2013)


Die weitere Abfahrt ist zum Geniessen. Auf einer Seite steile Felswände, auf der anderen geht es hunderte Meter steil hinunter. Hin und wieder sehen wir schon den Rio Maranon, den wir bei La Balzas schliesslich überqueren. Eine beeindruckende Bergstrasse!

Am nächsten Tag geht es spektakulär weiter. Über trockene, kakteen-bewachsene Hänge, die an die Baja California in Mexiko erinnern, stetig aber nie steil hinauf. Langsam erheben wir uns wieder aus dem tief eingeschnittenen Tal. Das Radfahren wird nur durch die zahlreichen Klogänge getrübt. Unsere Verdauung wird ob der schlechten hygienischen Zustände in Peru stark gefordert, und eben öfters als uns lieb ist, überfordert. Ein weiterer Kampierplatz, und weitere Stunden hinaufradeln am nächsten Tag. Jeder Kilometer zu geniessen. Dann erreichen wir den Pass auf rund 3.500 Metern Seehöhe. Stolz und zufrieden gönnen wir uns ein Kola. Ein spektakulärer Abschnitt ist zu Ende.

Vor Cajamarca radeln wir über eine Art Hochplateau, mit ockerbraunen Feldern. Frauen mit den typischen, weissen Hüten hüten ihre Herden und spinnen nebenbei Wolle. In Cajamarca, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, beziehen wir ein altes Hostal direkt am Plaza de Armas. Und geniessen die Annehmlichkeiten einer grösseren Stadt.

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